Achtung Grenzgänger: Auf Schweizer Arbeitsrecht achten

Grenzgänger aus Deutschland müssen bei Arbeitsrecht in der Schweiz einiges beachten. Denn es unterscheidet sich stark von deutschem Recht. So hängen Vertragsinhalte in der Schweiz immer vom Arbeitgeber ab. Sie können vollkommen individuell sein, in manchen Branchen gelten so genannte Gesamtarbeitsverträge (GAV). Mit deutschen Tarifverträgen sind diese nicht vergleichbar. Die GAV gelten nur firmenintern. Und der Arbeitgeber bestimmt die Vertragsinhalte und die Löhne.

Arbeitszeit und Urlaub

Unterschiedliche Massstäbe hat das Arbeitsrecht in der Schweiz bei den Arbeitszeiten. Beschäftigte in industriellen Unternehmen, Büropersonal, technische oder andere Angestellte sowie Verkaufspersonal in den Großbetrieben des Einzelhandels ab 50 Mitarbeitern arbeiten pro Woche bis 45 Stunden. Alle anderen haben die wöchentliche Höchstarbeitszeit von 50 Stunden. Für die Nachtarbeit gelten besondere Regeln. Maximal neun Stunden täglich dürfen Jugendliche arbeiten. Das gilt auch für Schwangere, die darüber hinaus acht Wochen vor dem Entbindungstermin zwischen 20 und 6 Uhr nicht mehr arbeiten dürfen. Und trotz gesetzlicher Regeln werden üblicherweise in der Schweiz zwischen 38,5 bis 42,5 Stunden wöchentlich gearbeitet. Überstunden werden laut Gesetz mit mindestens 25 Prozent Zuschlag entlohnt. Möglich ist auch ein Freizeitausgleich. Gesetzlich sind in der Schweiz nur 20 Tage Urlaub vorgeschrieben. Einige GAV sichern jedoch Arbeitnehmern über 50 Jahre bis zu sechs Wochen zu. Junge Arbeitnehmer bis zum Alter von 20 Jahren haben ein gesetzlich verbrieftes Recht auf wenigstens fünf Wochen Ferien.

Kaum Kündigungsschutz

Der Kündigungsschutz ist in der Schweiz schwächer als in Deutschland. Deutsche Arbeitgeber brauchen, wie auf dem Arbeitsrechtsportal anwaltarbeitsrecht.com beschrieben, einen triftigen Grund für eine Entlassung. Schweizer Chefs dagegen nicht. Die Kündigung muss nur zeitlich rechtmässig sein. Der Arbeitgeber darf seinen Mitarbeiter nicht zur Unzeit, das heisst im Falle einer Krankheit, entlassen und muss sich an Kündigungsfristen halten. Diese sind abhängig von der Dauer des Beschäftigungsverhältnisses. Gegen eine Entlassung darf sich der Arbeitnehmer dennoch wehren. Wie in Deutschland sollte er dafür Rat und Hilfe bei der Gewerkschaft oder bei einer Beratungsstelle suchen.

4 Antworten zu «Achtung Grenzgänger: Auf Schweizer Arbeitsrecht achten»

  1. Ergänzend zum obigen Artikel ist zu erwähnen, dass die 45 Stunden pro Woche bzw. 50 Stunden pro Woche gesetzliche Höchstarbeitszeiten darstellen. Die vertraglich vereinbarte Normalarbeitszeit liegt unter der wöchentlichen Höchstarbeitszeit. Üblich in der Schweiz sind 40 – 42 Stunden pro Woche. Die Stunden, welche über der Normalarbeitszeit hinausgehen werden bis zur gesetzlichen Grenze (wöchentliche Höchstarbeitszeit, siehe oben) als Überstunden definiert.

    Der Überstundenzuschlag ist nur dann geschuldet, wenn nichts anderes vereinbart wurde. Mit anderen Worten ist es wichtig, was diesbezüglich im Arbeitsvertrag oder im Gesamtarbeitsvertrag steht.

    Gesamtarbeitsverträge (GAV) können auf Firmenebene, Branchenebene, kantonaler oder nationaler Ebene geschlossen werden. In jedem GAV ist ein Geltungsbereich definiert. Üblicherweise enthalten die Arbeitsverträge einen Hinweis auf den geltenden GAV. Sofern das der Fall sein sollte, sind die Bestimmungen des GAV eine Ergänzung zum Arbeitsvertrag und sie sind zwingend. D.h. sie haben Vorrang auch dann wenn im Arbeitsvertrag etwas anderes vereinbart wurde.

    Der Kündigungsschutz ist sehr liberal in der Schweiz. Man kann jederzeit ohne Angabe von Gründen kündigen, sofern man den zeitlichen Kündigungsschutz (Kündigungsfrist, keine Kündigung zur Unzeit) einhält. Zum zeitlichen Kündigungsschutz gibt es noch den sachlichen Kündigungsschutz. Missbräuchliche Kündigung (Rachekündigungen, Diskriminierungen, etc.). Aber auch hier bleibt die Kündigung gültig, der Arbeitgeber muss einfach eine Entschädigung (von bis zu 6 Monaten) leisten.

    Angesichts dessen ist eine Gewerkschaftsmitgliedschaft absolut zu empfehlen, weil man alleine wirklich am kürzeren Hebel ist. Gewerkschaften wie die Unia bieten einen individuellen Rechtsschutz zum Arbeits- und Sozialversicherungsrecht. Bei einem Aufpreis von 10,- SFr. pro Monat (zzgl dem monatlichen Mitgliedsbeitrag) gibt es einen umfassenden Rechtsschutz bei einer externen Rechtsschutzversicherung. Je mehr Arbeitnehmer sich in Gewerkschaften zusammenschliessen, desto bessere GAV können ausgehandelt werden, weil es eine Frage des Kräfteverhältnisses, der sich bei den GAV-Verhandlungen auswirkt.

    1. Herzlichen Dank für die ausführliche Ergänzung

  2. Und nicht nur auf das Arbeitsrecht. Es gibt so vieles, was Neu ist und auf das man achten muß, wenn man als Grenzgänger oder Expatriate arbeiten will, das es einem schon überfordern kann