Auswirkungen des Frankenschocks auf den Stellenmarkt

Vor fast genau einem Jahr hat die Schweizerische Nationalbank angekündigt, den Mindestkurs von 1.20 CHF/Euro nicht länger zu stützen. Der Euro stürzte gegenüber dem Franken danach steil ab. Die grosse Bedeutung dieses Ereignisses, das auch für viele Wirtschaftsführer völlig überraschend kam, zeigte sich unter anderem in der Entwicklung des Stellenmarktes: Gerade in den exportabhängigen Industriebranchen wurden seitdem deutlich weniger Stellen ausgeschrieben. Die erste Studie zur Entwicklung des Stellenmarktes seit der Mindestkursaufhebung wurde vor kurzem von Christoph Koellreuter, Ehrenpräsident der Forschungsstelle BAK Basel, vorgestellt. Link zur Studie

Veränderung_Jobangebote_2015

Dank der einzigen umfassenden Datenbank der offenen Stellen in der Schweiz, die Christoph Koellreuter von der Firma x28 AG zur Verfügung gestellt wurde, konnte nachverfolgt werden, wie sich die Anzahl der offenen Stellen seit dem Januar 2015 entwickelte. Die Studie wurde von Christoph Koellreuter durchgeführt, in Zusammenarbeit mit der x28 AG und dem Arbeitnehmerverband Angestellte Schweiz.

Die Auswertung der Daten hat ergeben, dass in vielen Branchen tatsächlich das eingetreten ist, was befürchtet werden musste: Es wurden weniger Stellen ausgeschrieben. In der Industrie haben die Jobangebote zum Beispiel zwischen 2012 und Ende 2014 noch um 12% zugenommen. Zwischen dem Entscheid der Nationalbank und dem heutigen Zeitpunkt hat die Anzahl der offenen Stellen in der Industrie hingegen um 11% abgenommen. Dies bei einer kaum veränderten Einschätzung des Weltwirtschaftswachstums, wie Koellreuter betont. Die Annahme liegt nahe, dass ein signifikanter Anteil des Stellenrückgangs in der Industrie auf den Nationalbankentscheid zurückgeht.

Nicht alles nur negativ

Viel besser als in der Industrie verlief die Entwicklung aber in den international ausgerichteten Dienstleistungsbranchen (Banken, Versicherungen, Tourismus, Grosshandel etc.). Die Zunahme der offenen Stellen in den letzteren Branchen von 11% steht in deutlichem Kontrast zum Rückgang von 11% in der Industrie. Im Fall der Bankbranche und des Rohstoffhandels erklärt Koellreuter diese, trotz den widrigen Währungsumständen, positive Entwicklung mit den nach wie vor attraktiven steuerlichen und regulatorischen Bedingungen in der Schweiz. Im Tourismus und der Gastronomie hat die Anzahl der offenen Stellen im Jahr 2015 sogar um ganze 27% zugenommen. Das führt Koellreuter unter anderem auf Investitionen von grossen, internationalen Hotelketten in der Schweiz zurück und auf die hohe Personalfluktuation, welche für eine überproportional grosse Anzahl von Jobangeboten sorgt.

Veränderung_Stellenangebote_Dienstleistungen_2015

Einfluss der Unternehmensgrösse

Auffallend ist der starke Einfluss der Unternehmensgrösse auf die Frage, ob die Zahl der offenen Stellen 2015 zu- oder abgenommen hat: Kleinstunternehmen mit bis zu 10 Mitarbeitern haben Ende 2015 5% weniger Stellen als Ende 2014 ausgeschrieben. Grossunternehmen mit über 1000 Mitarbeitern haben hingegen 2% mehr Jobangebote publiziert und die Anzahl der offenen Stellen bei den 20 grössten Schweizer Arbeitgebern hat sogar um 15% zugenommen.

Medienspiegel zur Studie:

Ein Jahr ohne Mindestkurs: Der Entscheid und seine Folgen, Aargauer Zeitung, 15.1.16
http://www.aargauerzeitung.ch/wirtschaft/ein-jahr-ohne-mindestkurs-der-entscheid-und-seine-folgen-129989189

Grotesk: Tourismus hat viele offene Stellen, Solothurner Zeitung, 14.1.16
http://www.solothurnerzeitung.ch/wirtschaft/grotesk-tourismus-hat-viele-offene-stellen-129986720

Jahrestag des Nationalbankentscheides – Gewinner und Verlierer im Stellenmarkt Frankenschock reduziert das Stellenangebot deutlich, presseportal.ch, 14.1.16
http://www.presseportal.ch/de/pm/100006251/100782696

Trotz Frankenschock: Viel mehr Stellenangebote im Tourismus, travelnews.ch, 14.1.16
http://www.travelnews.ch/tourismuswelt/1315-trotz-frankenschock-viel-mehr-stellenangebote-im-tourismus.html

Grotesk: Tourismus hat viele offene Stellen, Oltner Tagblatt, 14.1.16
http://www.oltnertagblatt.ch/wirtschaft/grotesk-tourismus-hat-viele-offene-stellen-129986720

Angestellte Schweiz: Frankenschock reduziert Stellenangebot deutlich, moneycab.ch, 14.1.16
http://www.moneycab.com/mcc/2016/01/14/angestellte-schweiz-frankenschock-reduziert-stellenangebot-deutlich/

Ein Jahr nach dem Franken-Schock, Unternehmen gefordert, NZZ, 15.1.16
http://www.nzz.ch/wirtschaft/wirtschaftspolitik/sieben-von-zehn-unternehmen-planen-weitere-massnahmen-zur-abfederung-der-starken-waehrung-1.18677537

2016 – das Jahr der Bewährung, Neue Luzerner Zeitung, 15.1.16
https://www.luzernerzeitung.ch/

Frankenschock: Gewinner und Verlierer im Stellenmarkt, business24.ch, 14.1.16
http://business24.ch/2016/01/14/frankenschock-gewinner-und-verlierer-im-stellenmarkt/

6 Antworten zu «Auswirkungen des Frankenschocks auf den Stellenmarkt»