Traditionell ist die Schweiz ein klassisches Einwanderungsland für Deutsche: 276.000 Deutsche leben laut einem Bericht der NZZ in der Schweiz, das sind 3,4 Prozent der Gesamtbevölkerung. Doch natürlich funktioniert die Zuwanderung auch umgekehrt, wenn auch in geringerem Masse. Die Zahl der Schweizer in Deutschland ist laut schweizerischem Bundesamt für Statistik in den letzten Jahren stetig gewachsen und knackte 2012 die Marke 80.000. Damit leben mehr Schweizer in Deutschland als zum Beispiel in den USA.
Was zieht manche Schweizer trotz durchschnittlich niedrigerer Löhne und höherer Steuern ins Nachbarland? Dazu schreibt die NZZ: «Wie die Chefin des Schweizer Konsulats in Berlin, Annegret Zimmermann, mitteilt, kommen die meisten Schweizer wegen eines deutschen Partners, nicht wegen der Arbeitsmöglichkeiten oder des Lohns. Studenten profitieren in Städten wie Berlin von den niedrigen Lebenshaltungskosten und nicht selten auch von einem Studienangebot, das sie in dieser Breite in der Schweiz nicht vorfinden.»
Durch die sogenannte Personenfreizügigkeit ist der Aufenthalt kein Problem: Wie EU-Bürger haben die Schweizer in Deutschland eine Aufenthaltserlaubnis, zunächst begrenzt auf fünf Jahre, dann unbefristet (bei Unbescholtenheit). Genauso gilt für sie aber auch: Sie haben kein Recht, sofort deutsche Sozialleistungen zu beziehen, wenn sie keine Arbeit finden.
Zeitarbeit als Einstiegsmöglichkeit nach dem Studium
Schweizerische Studenten beispielsweise, die in Deutschland leben und dort bleiben möchten, müssen daher die Möglichkeiten prüfen, wie sie den Berufseinstieg schaffen. Zeitarbeit (in der Schweiz Temporärarbeit genannt) ist dafür eine Option. Der Kandidat schliesst dabei einen Arbeitsvertrag mit einem Personaldienstleister, der den Mitarbeiter wiederum für zeitlich begrenzte Arbeitseinsätze an andere Unternehmen entsendet.
Wie auch in der Schweiz hat sich das Modell der Zeitarbeit (auch Arbeitnehmerüberlassung) in Deutschland längst etabliert. Etwa zweieinhalb Prozent aller Arbeitnehmer in der Bundesrepublik sind Zeitarbeitnehmer. Seit 1972 ist die Arbeitnehmerüberlassung in Deutschland gesetzlich geregelt, das Gesetz wurde mehrfach angepasst.
Das Modell bietet einerseits den Unternehmen mehr Flexibilität, aber – entgegen vieler Vorurteile – gewinnt auch der Mitarbeiter Sicherheit: Viele Zeitarbeitnehmer sind Berufsanfänger oder waren vorher arbeitslos. Zeitarbeitnehmer erhalten Lohn, auch wenn sie gerade nicht im Arbeitseinsatz sind (was beispielsweise in Frankreich anders ist, wo der Arbeitsvertrag jeweils mit dem Arbeitseinsatz endet). Und sie haben alle Rechte, die jeder Festangestellte in Deutschland hat, etwa auf Urlaub, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Der Kündigungsschutz, den es in der Schweiz nicht im gleichen Masse wie in Deutschland gibt, gilt für Zeitarbeitsnehmer dort ebenfalls.
Seit 2014: Neuer Mindestlohn für Zeitarbeit
Während es in der Schweiz Vorschrift ist, dass Zeitarbeitnehmer keine geringeren Löhne erhalten dürfen als die Festangestellten des Entleihbetriebs, gibt es in Deutschland eigene Tarifvereinbarungen für die Zeitarbeitsbranche. Seit 2014 gilt dort ein neuer Tarifvertrag, der den Mindestlohn für Zeitarbeit in Westdeutschland auf 8,50 Euro festgelegt hat, in Ostdeutschland auf 7,86 Euro. Das Grundentgelt wird bis Ende 2016 zudem stufenweise ansteigen und sich annähern. Im Juni 2016 wird es auf 9,00 Euro (West) sowie 8,50 Euro (Ost) angehoben. Auch dieser Tarifvertrag hat dazu beigetragen, dass sich das Image der Arbeitnehmerüberlassung in Deutschland gebessert hat.
Wer sich für Jobs in der Zeitarbeit in Deutschland interessiert, kann auf dem Jobportal von Manpower gezielt nach Stellen, etwa in bestimmten Regionen oder Branchen, suchen. Informationen rund um Zeitarbeit und Karrierethemen allgemein bietet regelmäßig auch unser JOBlog.
Autor: Stephan Rathgeber, Marketingleiter bei der ManpowerGroup Deutschland und Mitautor des JOBlogs.