Cultural Fit – stimmt die Chemie?

Sie veröffentlichen eine Stellenanzeige, ich sende Ihnen meinen Lebenslauf, die gesuchten Qualifikationen stimmen überein und auch wir haben einen Match. Auf den ersten Blick scheint alles zu stimmen, die wichtigsten Eckdaten sind geklärt und die beruflichen Verhältnisse sind klar. Das Hauptaugenmerk liegt auf den Hard Skills sowie den generellen Eigenschaften zu meiner Person. Der erste Arbeitstag ist vorbei, alles ist neu, viele Informationen und Eindrücke bleiben. Die erste Woche ist vorbei, alles läuft so richtig gut an – nur mit der gelebten Firmenkultur komme ich nicht so klar.

Begriffsdefinition von Cultural Fit

Hinter Cultural Fit verbirgt sich nichts anderes als der Begriff der Unternehmenskultur. Da können noch lange alle meine Qualifikationen mit dem zu besetzenden Stellenprofil übereinstimmen, wenn mein Typ einfach nicht in das Unternehmen passt. Zur Unternehmenskultur – die deutsche Bezeichnung für den Cultural Fit – gehört das individuelle Verhalten und die gelebten Werte aller Mitarbeiter im Unternehmen. Vertreten und leben alle Mitarbeiter einen ähnlichen Cultural Fit, wirkt sich das zugleich auf das Arbeitsklima aus.

Eine produktive und motivierende Unternehmenskultur entsteht, wenn im Unternehmen Menschen mit ganz unterschiedlichen Wertvorstellungen, Lebenseinstellungen, als auch Lebenserfahrungen alles dafür tun, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Kurz: Wenn alle am gleichen Strick ziehen.

Cultural Fit beginnt beim ersten Eindruck

Warum ist der Cultural Fit genauso entscheiden wie die Hard Skills für den Traumjob? Weil wir alle an langfristigen Lösungen interessiert sind. Passen meine Werte, Vorstellungen, Arbeitsweise und Herangehensweise zu denen des Unternehmens und stimmt die Integration im Team, bin ich auch an einer langfristigen Zusammenarbeit mit meinem Arbeitgeber interessiert. Die Unternehmenswerte, die Lebens- und Arbeitsphilosophie machen schlussendlich das aus, wie ein Unternehmen tickt und auch als solches von aussen wahrgenommen wird.

Ein Beispiel gefällig? Denken Sie an Google, Apple oder Microsoft: Essen und Getränke auf Firmenkosten, wer mal eine kreative Pause braucht, der dreht eine Runde im firmeninternen Swimmingpool oder spielt ein kleines Kicker-Match. Flexible Arbeitszeiten, interne als auch externe Weiterbildungsmöglichkeiten und mindestens einen Monat Vaterschaftsurlaub, viele Unternehmen lassen sich so einiges einfallen, um ihre Mitarbeiter bei Laune und den Cultural Fit lebendig zu halten. Umso wichtiger ist es auch, dass genau die gesuchten Fachkräfte nicht nur durch ihre Qualifikationen ins Team passen, sondern auch mit ihrem Charakter überzeugen.

Ein cooler Job, in einem noch cooleren Unternehmen

Eins vorweg: Es gibt nicht den besten, aber den für mich am passendsten Job. Denn, so vielfältig unsere Erwartungen, persönlichen Werte und Vorlieben von jedem von uns sind, so unterschiedlich sind auch unsere Anforderungen an unsere zukünftigen Arbeitgeber. Nicht jeder passt zu Google oder Apple, nur weil ihm die Benefits, die mit dem Jobangebot einhergehen, am meisten zusagen. Der entscheidende Match geschieht nicht nur mit einem gleichzeitigen Wisch nach rechts. Dementsprechend ist es genauso wichtig, diese gelebte Unternehmensphilosophie nach aussen zu kommunizieren, damit genau diese Leute angezogen werden, die nicht nur fachlich, sondern auch charakterlich zum Unternehmen passen.

Cultural Fit beim Recruiting

Was bringt einem Mitarbeiter ein firmeninterner Swimmingpool oder eine Whiskybar – wenn einem vor lauter Druck oder miesem Betriebsklima die Lust am Schwimmen oder dem stilvollen Whisky geniessen vergeht? Damit es für beide Seiten erst gar nicht so weit kommt, legen Rekrutierer immer mehr genauso viel Wert auf die Persönlichkeit des Mitarbeiters und wie gut diese zum Unternehmen passt. Die klassische Variante, um dies herauszufinden, ist immer noch das Jobinterview. Mit Fragen nach dem ‹perfekten› Arbeitsumfeld oder nach den wichtigsten Werten, die im Job gelebt werden sollten, erhalten die Rekrutierer meist gute und aufschlussreiche Informationen, ob ein Bewerber zum Cultural Fit der Unternehmung passt. Immer häufiger greifen beim Rekrutierungsprozess auch Tools ein, die objektiv und anhand eines technischen Fragekataloges sowohl die Werte, als auch die Vorstellungen des Bewerbers mit denen des Unternehmens abgleichen. Tools, die den Cultural Fit so abgleichen, sind beispielsweise der Kulturmatcher oder auch der Cultural Fit Evalueator.

Ohne Match mit Cultural Fit kein Job

Abschliessend gilt es für Bewerber, als auch Arbeitgeber festzuhalten, dass sich beide Seiten im Klaren darüber sein sollten, was ihnen in persönlicher Hinsicht am wertvollsten ist. Für Bewerber gilt: Machen Sie sich über die Unternehmung schlau. Durchforsten Sie die sozialen Netzwerke nach Feedback, besuchen Sie Arbeitgebercheck-Seiten und informieren Sie sich auf der Landingpage ‹Über uns› genügend über Ihren möglichen Arbeitgeber. Wie werden Aussenstehende und Bewerber angesprochen und welche Einblicke liefern firmeninterne Fotos? So bekommen Sie bereits vor dem ersten Bewerbungsgespräch einen Eindruck, ob Sie zum Cultural Fit der gewünschten Unternehmung passen. Und keine Angst, das Gleiche machen auch die Rekrutierer auf der anderen Seite über Sie.

6 Antworten zu «Cultural Fit – stimmt die Chemie?»

  1. […] Hard Skills und Qualifikationen im Fokus, sondern passt der Mensch auch mit seinem ganzen Wesen zum Cultural Fit und Spirit des Unternehmens. In einem agilen Arbeitsfeld wird der oder die Einzelne in den gesamten […]

  2. […] Zur Unternehmenskultur passend. Stimmen Werte, Vorstellungen, Arbeitsweisen und Herangehensweisen von Mitarbeitenden und Unternehmen überein und funktioniert die Integration im Team, wird eine längerfristige Zusammenarbeit ermöglicht. Siehe Beitrag […]

  3. […] Produkten und Dienstleistungen können Sie immer noch voll und ganz stehen und mit dem gelebten Cultural Fit können Sie sich noch genau so identifizieren wie mit den anderen […]

  4. […] Hard Skills und Qualifikationen im Fokus, sondern passt der Mensch auch mit seinem ganzen Wesen zum Cultural Fit und Spirit des Unternehmens. In einem agilen Arbeitsfeld wird der oder die Einzelne in den gesamten […]

  5. Ich vermute der Traum vieler Kandidaten liegt darin eine produktive und motivierende Unternehmenskultur zu finden.
    Dann Wacht man auf. Das Gegenteil ist der Fall.
    Und schon wieder fühlt man sich im falschen Film.
    Ich stelle leider immer wieder fest, dass es gigantische Unterschiede zwischen dem Bla auf den HR Webseiten gibt, und dem Alltag im Team oder der Abteilung.
    Weshalb gibt es keinen Weg um Rekrutierungsprozesse transparenter zu gestalten?
    Evtl. wäre es besser, wenn die 10 Bewerber die auf der Shortliste stehen, selbst entscheiden würden, wer von Ihnen am Besten zur Stelle passt – und nicht ein anonymer Personaler oder Linienmanager der per Mausklick die Liste auf 1 reduziert.

    1. Anna-Maria Argiropoulos

      Hallo lieber Michael

      Vielen Dank für dein Feedback und dein Interesse an unseren Beiträgen. Das ist ein ganz spannender Ansatz im Rekrutierungsverfahren denn du da ansprichtst. Wer weiss, vielleicht liest irgendein Personaler unseren Beitrag und deinen Kommentar und nimmt sich dies zu Herzen.

      Ich wünsche dir eine ganz schöne Woche!