Die Verhandlung des Lohns gehört in der Regel zu den Themen, die nur ungern angesprochen werden. Umso wichtiger ist es, dass Sie bei einer Gehaltsdiskussion realistisch einschätzen können, welcher Lohn Ihnen zusteht. Auf diese Weise können Sie nicht nur eigene Enttäuschungen aufgrund falscher Vorstellungen vermeiden, sondern auch einen guten Eindruck bei Ihrem (potenziellen) Vorgesetzten hinterlassen. Im folgenden Beitrag können Sie nachlesen, welche Kriterien bei der Lohnberechnung eine Rolle spielen. Wichtig für Sie zu wissen ist, dass nicht ein Kriterium allein entscheidend ist. Die Mischung zählt!
Bildungshintergrund
Der Bildungsabschluss stellt vor allem bei Berufseinsteigern die Eintrittskarte in den Job dar. Die Auswertung des Bundesamtes für Statistik zeigt, je teurer die Eintrittskarte in den Job ist, desto höher fällt der Lohn aus. Demnach ist das Einstiegsgehalt für einen Akademiker höher als für jemanden mit einer abgeschlossenen Lehre.
Monatlicher Bruttolohn nach Ausbildung in der Schweiz 2018
Berufserfahrung
Da Mitarbeitende, die länger in einem bestimmten Bereich tätig sind, sich in der Regel besser in ihrem Gebiet auskennen, erhalten sie entsprechend mehr Gehalt. Es wird berechtigterweise davon ausgegangen, dass erfahrene Arbeitnehmer die Branche und Best Practices besser kennen als ein Berufs- oder Quereinsteiger. Dies sollte Ihnen bewusst sein, sollten Sie vorhaben, Ihren Bereich zu wechseln.
Spezialisierung und Soft Skills
Relevante Soft Skills und Zusatzqualifikationen spielen ebenfalls eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der Höhe Ihres Gehalts. Verhandlungsgeschick und ein sicheres Auftreten sind eine gute Voraussetzung dafür, dass Sie in einer Gehaltsverhandlung erfolgreich Ihre (realistischen) Gehaltsansprüche vertreten können. Durch Zusatzqualifikationen werden Sie für das Unternehmen wertvoll und weniger leicht ersetzbar. Viele Soft Skills und Zusatzqualifikationen lassen sich im Rahmen von Weiterbildungen, Webinaren und Online-Tutorials stärken beziehungsweise erwerben.
Situation auf dem Arbeitsmarkt
Das Verhältnis von Stellenangebot zu Stellennachfrage spielt bei der Lohnfrage eine zusätzliche Rolle. Ist die Nachfrage höher als das Angebot, dürfen Sie mit einer höheren Entlohnung rechnen. Arbeiten Sie beispielsweise in einem hoch spezifischen Bereich steigt Ihr Marktwert automatisch, da es nicht viele Menschen gibt, die diese spezifische Qualifikation haben und den Job ausüben können. Es stellt sich also immer die Frage, wie leicht Sie ersetzbar sind.
Unternehmensgrösse
Kleine Agentur oder grosser Konzern: Die Unternehmensgrösse stellt ein weiteres Einflusskriterium dar. Die Grösse bezieht sich in diesem Kontext auf die Anzahl der Mitarbeitenden. Die Zahlen des Bundesamtes für Statistik zeigen, dass bei einem kleinen Unternehmen mit bis zu fünf Mitarbeitenden das Gehalt im Vergleich zu einem Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigte 15% geringer sein kann. Das liegt daran, dass grössere Unternehmen in der Regel nicht nur höhere Kosten, sondern auch grössere Gewinne erzielen und damit über ein höheres Budget verfügen. Gleichzeitig gibt es bei grösseren Unternehmen häufig standardisierte Lohnverfahren, wodurch ein geringerer Spielraum für Gehaltsverhandlungen besteht.
Monatlicher Bruttolohn nach Unternehmensgrösse in der Schweiz 2018
Unternehmensgrösse | Bruttomonatslohn in CHF |
Weniger als 20 Beschäftigte | 5853 |
20-49 Beschäftigte | 6173 |
50 und mehr Beschäftigte | 6854 |
Branchenspezifische Unterschiede
Auch wenn Sie in einem grossen Unternehmen arbeiten, kann es vorkommen, dass Ihr Gehalt bei gleicher Tätigkeit im Verhältnis zu anderen Branchen niedriger ausfällt. Dies hängt mit der Attraktivität und dem Kapital der Branche zusammen.
Bruttomonatslohn in der Schweiz nach Branchen 2018
Branche | Bruttomonatslohn in CHF |
Finanz- und Versicherungsdienstleistungen | 9286 |
Information und Kommunikation | 8724 |
Erziehung und Unterricht | 8570 |
Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung | 8258 |
Energieversorgung | 8199 |
Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen | 7873 |
Grundstücks- und Wohnungswesen | 6760 |
Dienstleistungen (gesamt) | 6624 |
Alle Branchen | 6538 |
Kunst, Unterhaltung und Erholung | 6549 |
Verarbeitendes Gewerbe / Herstellung von Waren | 6436 |
Gesundheits- und Sozialwesen | 6406 |
Erbringen sonstiger Dienstleistungen | 6397 |
Produktion (gesamt) | 6388 |
Bergbau, Gewinnung von Steinen und Erden | 6222 |
Baugewerbe | 6218 |
Wasserversorgung: Abwasser- und Abfallentsorgung | 6179 |
Verkehr und Lagerei | 6097 |
Handel; Instandhaltung und Reparatur von Motorfahrzeugen | 5634 |
Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen | 5328 |
Gastgewerbe / Beherbergung und Gastronomie | 4412 |
Quelle: BFS – Schweizerische Lohnstrukturerhebung 2018
Regionsspezifische Unterschiede
Die Lohndifferenzen in unterschiedlichen Regionen der Schweiz hängen mit unterschiedlich hohen Lebenshaltungskosten zusammen. Dazu gehören zum Beispiel die Miet- und Immobilienpreise. Da die Lebenshaltungskosten in der Zentralschweiz höher sind als in der Ostschweiz, können Sie bei offenen Stellen in der Zentralschweiz mehr Gehalt von Ihrem Arbeitgeber erwarten.
Monatlicher Bruttolohn nach Grossregion in der Schweiz 2016
Wirtschaftslage des Unternehmens
Ebenso wichtig wie die Grösse Ihres (potenziellen) Arbeitgebers ist die Wirtschaftslage und das öffentliche Bild des Unternehmens. Die Chancen auf eine Gehaltserhöhung stehen besser, wenn das Unternehmen stetig wächst.
Tipp: Verfolgen Sie das Unternehmen in den Sozialen Medien, schauen Sie sich die aktuelle Lage an der Börse an und lesen Sie aktuelle Presseberichte, um stets auf dem Laufenden zu bleiben.
Arbeitszeit
Selbstverständlich wirkt sich auch die Zeit, zu der Sie arbeiten auf Ihr Gehalt aus. Arbeiten Sie an den Wochenenden oder legen Sie ab und an eine Nachtschicht ein, können Sie ein höheres Entgelt erwarten, als wenn sie an den regulären Werktagen von 9 bis 18 Uhr arbeiten.
Jetzt wissen Sie, auf welche Kriterien Sie achten müssen, wenn Sie sich das nächste Mal die Frage stellen: Wie viel Lohn steht mir zu? Im Internet gibt es zahlreiche Lohnrechner, mit welchen Sie Ihren potenziellen Lohn berechnen können. Grundsätzlich sollten Sie mehrere Lohnrechner verwenden, um eine möglichst realistische Aussage treffen zu können. Auf jobagent.ch finden Sie nicht nur attraktive Stellenangebote, sondern auch eine Auswahl verschiedener Lohnrechner. Viel Erfolg bei Ihrer Lohnverhandlung!
2 Antworten zu «Das Gehalt zwischen Erwartung und Realität – Wie viel Lohn steht mir zu?»
[…] finden, dass Sie endlich eine Lohnerhöhung verdient haben, da Sie in letzter Zeit besondere Erfolge verbuchen konnten? Sollten Sie mit einer […]
[…] finden, dass Sie endlich eine Lohnerhöhung verdient haben, da Sie in letzter Zeit besondere Erfolge verbuchen konnten? Sollten Sie mit einer […]