Gender Pay Gap – Warum Frauen weniger verdienen als Männer

Laut admin.ch sind auf Lohnabrechnungen von Frauen im Durchschnitt jeden Monat 1’512 Franken weniger als bei Männern zu verzeichnen. Davon lassen sich 54.6%  durch objektive Faktoren wie zum Beispiel berufliche Stellung, Dienstjahre oder Ausbildungsniveau erklären. Die restlichen 45.4% lassen sich nicht durch solche Faktoren erklären und man kann von einer potenziellen Lohndiskriminierung aufgrund des Geschlechts ausgehen. 

Gründe, warum Frauen weniger verdienen als Männer, sind vielfältig. Es kann sich um strukturelle Differenzen wie zum Beispiel den Bildungsstand oder die Anzahl Dienstjahre, aber auch um familiäre Verpflichtungen handeln. Im Folgenden stellen wir Ihnen einige mögliche Gründe vor.

«Wer zu Hause bleibt, verdient weniger, wer weniger verdient, bleibt zu Hause. Und am Ende sind Frauen seltener in Führungspositionen zu finden, arbeiten oft in weniger gut bezahlten Berufen und überdurchschnittlich oft in Teilzeit. Sie bekommen seltener eine Beförderung, übernehmen seltener Verantwortung und haben eine andere Verhandlungskultur. Männer werden eher nach Potenzial, Frauen nach erbrachter Leistung bezahlt. Und zu Hause sind es die Frauen, die den Löwenanteil an unbezahlter Care Arbeit und Hausarbeit übernehmen – sogar bei kinderlosen Paaren.»

(von Platen , 2018)

1. Ausüben von sozialen Berufen

Frauen entscheiden sich häufiger für Berufe, die schlechter bezahlt werden als jene, die von Männern bevorzugt werden. Hier sind vor allem das Gesundheitswesen, der Verkauf oder der Beruf als Coiffeuse gemeint. So lässt sich etwa feststellen, dass vier von fünf der Beschäftigten im Einzelhandel für Lebensmittel Frauen sind. 

2. Häufigere und längere Unterbrechungen in der Erwerbstätigkeit

Frauen verbringen oft familienbedingt längere Zeit zu Hause. Sie sind eher die Zuständigen für die Kinderbetreuung, aber auch für die Betreuung älterer Familienangehöriger. 

3. Häufigere Tätigkeit in Teilzeit oder Minijobs

Genau aufgrund der Familienplanung und weil die Frau eher zu Hause bleibt, neigt sie schneller dazu, einen Teilzeit- oder Minijob auszuführen als der Mann. Dies ist auch einer der Gründe, warum weniger verdient wird.

4. Den Männern wird der Vortritt gelassen

Hier spielt der sogenannte «Entitlement Gap» eine Rolle. Frauen sind zurückhaltender, wenn es um die Einforderung der Gehaltserhöhung geht. Gleiches gilt, wenn es darum geht, sich hochzuarbeiten und aufzusteigen im Beruf. Gründe dafür sind weniger der Mangel an Ehrgeiz oder Zielstrebigkeit, sondern vielmehr ein gewisses Unwohlsein in Verhandlungssituationen, welches dazu führt, dass Frauen weniger für sich selbst und ihre Ansprüche einstehen. Möglicherweise lässt sich dies auf Rollenbilder und den fehlenden Austausch mit anderen erwerbstätigen Frauen zurückführen. 

5. Frauen verhandeln anders als Männer

Bei Frauen kommt es nicht so oft zu Forderungen von Gehaltserhöhungen. Männer sind da durchaus aktiver. Frauen bringen Ansprüche zu Lohnerhöhungen auch auf eine andere Art und Weise, etwa weniger direkt und fordernd, vor als Männer. 

Was tun gegen die Lohnungleichheit?

In der Schweiz gibt es die Charta für Lohngleichheit im öffentlichen Sektor, welche sich dafür einsetzt, dass Unternehmen Lohngleichheit in ihrem Einflussbereich umsetzen. Die Charta wurde im September 2016 von Bundesrat Alain Berset zusammen mit kantonalen und kommunalen Regierungsmitgliedern lanciert. Bis heute haben sie 17 Kantone, 128 Gemeinden und der Bund unterzeichnet. Seit Ende 2019 haben auch staatsnahe Betriebe aller föderaler Ebenen und weitere Unternehmen mit öffentlichem Auftrag die Möglichkeit, der Charta beizutreten.

Drei Tipps von Fairpay- und Finanzexpertin Henrike von Platen für junge Frauen:

  1. Schauen Sie gut hin bei Ihrer Berufswahl
    Entscheiden Sie sich für einen Beruf, den Sie mögen und der Ihnen liegt. Trotzdem sollten Sie bei Ihrer Wahl auch ganz klar auf die Gehaltsaussichten achten. Stellen Sie sich dabei zum Beispiel die Frage: «Lohnt es sich für mich, diesen Beruf auszuüben, nur weil er mein Traumberuf ist, aber dabei wenig zu verdienen?»
  2. Schauen Sie genau hin bei Ihrer Partnerwahl
    Kommunizieren Sie mit Ihrem Partner über Ihre Karrierewünsche, noch bevor Sie sich endgültig binden. Sollten unterschiedliche Bedürfnisse im Raum stehen und nur wenig Kooperationsbereitschaft da sein, so wird früher oder später entweder die Beziehung oder der Karrierewunsch darunter leiden. 
  3. Schauen Sie genau hin beim Arbeitgeber
    Bevor Sie sich für einen Job entscheiden, wäre es von Vorteil, wenn Sie sich darüber informieren, wie das Unternehmen zum Thema Gehaltstransparenz und gendergerechter Bezahlung steht. 

Lohnunterschied dank strukturellen Unterschieden und Ausstattungseffekten

Der erklärte Lohnunterschied lässt sich gemäss dem EBG auf Ausstattungseffekte beziehungsweise auf strukturelle Unterschiede zwischen den Berufsbiographien der zwei Geschlechter zurückführen. Frauen verdienen unter anderem deshalb weniger, weil sie schwächer vertreten sind in Kader- und anderen Anforderungsreichen Positionen, aber auch, weil sie über ein etwas tieferes Bildungsniveau verfügen und weil sie stärker in Tieflohnbranchen vertreten sind als Männer. 

Beim unerklärten Lohnunterschied kann man nicht von Ausstattungseffekten ausgehen, sondern es ist eine Diskriminierung aufgrund des Geschlechts zu vermuten. Laut einer Einschätzung des Bundesamtes für Statistik (BFS) führte diese Diskriminierung im Jahr 2010 dazu, dass Frauen schweizweit insgesamt 7,7 Milliarden Franken an Lohn einbüssten.

Lohnunterschied bereits beim Berufseinstieg

Geschlechtsbezogene Lohnunterschiede zeigen sich bereits zu Beginn der beruflichen Laufbahn. Die Einstiegslöhne in männertypischen Berufen sind im Durchschnitt rund 200 Franken höher als diejenigen in frauentypischen Berufen. Noch deutlicher fällt die Differenz aus bei der Ausübung desselben Berufs: Bei gleichen Voraussetzungen (Abschlussnote, Tätigkeitsbereich, soziodemographische Faktoren etc.) beträgt der Lohnunterschied bereits beim Einstieg rund 7% oder 280 Franken pro Monat.

Auch Frauen in Kaderpositionen betroffen

Es gilt: Je höher die berufliche Stellung und das Anforderungsniveau einer Stelle sind, desto höher fällt der Lohn aus, desto niedriger ist der Frauenanteil in diesem Bereich und desto grösser sind die Lohnunterschiede zwischen Mann und Frau. Zu den möglichen Gründen zählt zum Beispiel die gläserne Decke, an welche Frauen in der Hierarchie stossen und von wo aus es nicht mehr oder nur sehr schwierig weitergeht. Es gibt auch die sogenannten klebrigen Böden, wonach Frauen nach dem Einstieg ins Berufsleben für längere Zeit auf Beförderungen und Lohnerhöhungen warten müssen. Erst später kommen sie in den Genuss von Weiterbildungsangeboten, die ihnen die Aussicht auf berufliche Aufstiege und Lohnerhöhungen eröffnen.

Müttermalus und Väterbonus

Verheiratete Frauen erhalten im Schnitt 24% weniger Lohn als verheiratete Männer. Oft sind sie nach der Geburt eines Kindes nicht mehr oder nur in einem reduzierten Pensum erwerbstätig. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass Frauen Lohneinbussen erleiden, sobald sie Mutter werden (Müttermalus). Demgegenüber führt für die meisten Männer eine Vaterschaft zu einem Lohnanstieg (Väterbonus).

Quellen:
news.kununu.com