Ikigai – Mit 4 Fragen zu mehr Erfüllung und Zufriedenheit in der Karriere

Bist du bereit für eine berufliche Veränderung? Vielleicht bist du in deiner jetzigen Rolle unzufrieden und möchtest aussteigen. Oder du kommst aus einer Karrierepause und fühlst dich bereit für einen Neuanfang. Letztendlich möchtest du etwas tun, was dich glücklich macht, aber du weisst nicht, wo du anfangen sollst.

Das japanische Ikigai-Modell kann dir dabei helfen, mehr Klarheit darüber zu erlangen, wo du stehst und welche Richtung du deiner Karriere und deinem Leben geben willst. Es gibt dir einen roten Faden, um zukünftige Entscheidungen zu treffen.

Was ist Ikigai?

Ikigai kann wörtlich mit «Lebenssinn» übersetzt werden. Die Ursprünge des Ikigai-Konzepts in Japan lassen sich bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen, populär wurde es aber erst in den 1960er Jahren dank der japanischen Psychiaterin und Autorin Mieko Kamiyama. Kamiyama beschrieb Ikigai als eine Art Glücksgefühl, das entsteht, wenn wir uns im Leben vorwärts bewegen. Sie glaubte, dass Ikigai etwas ganz Individuelles sei, da jeder Mensch seine eigene Vorstellung eines erfüllten Lebens habe. 

Ikigai und Karriere

In unseren Breitengraden hat das Ikigai-Konzept in etwas veränderter Form Einzug gehalten. Auf Basis des Purpose-Diagramms wird die westliche Interpretation von Ikigai heutzutage vor allem dazu genutzt, die eigene Berufung zu finden und diese idealerweise im Job oder im eigenen Unternehmen umsetzen zu können.

Die vier zentralen Fragen des Ikigai sind:

  • Was liebst du? (Begeisterung)
  • Worin bist du gut? (Talent)
  • Was braucht die Welt? (Mission)
  • Womit kannst du Geld verdienen? (Wert)

Die Schnittmenge dieser vier Bereiche ist Ikigai, also der Idealzustand, der durch Zufriedenheit und Erfüllung gekennzeichnet ist. 

Ikigai bedeutet für jeden Menschen etwas anderes. Dein persönliches Ikigai zu finden und danach zu leben, ist ein Prozess. Die wichtigste Voraussetzung ist die Bereitschaft, ehrlich zu reflektieren, um herauszufinden, welcher Lebensstil und welche Tätigkeiten für dich zu Glück und persönlichem Erfolg führen.

Wir führen dich durch die vier Bereiche des Ikigai und geben dir Hilfestellung, wie du dir Gedanken zu den einzelnen Fragen machen kannst.

Bevor du beginnst:

  1. Gehe mit einem offenen Geist an die Sache heran. Oft denken wir, dass wir die Antworten auf gewisse Dinge schon kennen, noch bevor wir richtig begonnen haben, uns mit ihnen zu beschäftigen. Mit dieser Einstellung verhindern wir, uns auf einen wirklichen Selbstentdeckungsprozess einzulassen.
  2. Nimm dir Zeit. Konzentriere dich jeweils immer nur auf einen Bereich. Denke nicht zu weit voraus und versuche nicht bereits zu Beginn zu erkennen, wie die einzelnen Puzzleteile später zusammenpassen könnten. 
  3. Gehe spielerisch und mit einer grossen Portion Neugierde durch den Prozess.

Und nun zu den vier Fragen:

1. Bereich: Begeisterung

Leitfrage: Was liebst du?

Hier geht es um deine Leidenschaft, deine Passion. Das kann eine Freizeitbeschäftigung sein, ein Interessensgebiet oder auch ein Beruf. Für manche ist es Zeit mit der Familie oder mit Freund:innen zu verbringen. Für andere ist es eine Wanderung in den Bergen oder ein Museumsbesuch. Schreibe alles auf, was dir in den Sinn kommt. Stell dir dazu folgende Fragen:

  • Was kannst du stundenlang tun, ohne müde zu werden?
  • Bei welcher Beschäftigung verlierst du die Zeit aus den Augen?
  • Was macht dir so richtig Spass?
  • Über welches Thema könntest du dich mit jemandem einen ganzen Abend lang unterhalten?

2. Bereich: Talent

Leitfrage: Worin bist du gut? 

Hier geht es um deine Stärken und Fähigkeiten. Es kann helfen, beim Job zu beginnen und dir zu überlegen, welche Skills du dir in den letzten Jahren angeeignet und aufgebaut hast. Was hast du in deiner Karriere erreicht? Auf welche deiner Errungenschaften bist du besonders stolz? Zu Stärken können auch Dinge wie ein grosses Netzwerk zählen oder Ressourcen, auf welche du Zugriff hast.

Oft sind wir uns unserer eigenen Stärken nicht bewusst. Vor allem dann, wenn es Eigenschaften sind, die für uns ganz natürlich sind und uns leicht fallen. Manchmal sind wir auch zu selbstkritisch.

Frage dich deshalb: «Was sehen andere als meine Stärken?» Vielleicht denken deine Freund:innen, dass du ein guter Zuhörer / eine gute Zuhörerin bist? Oder jemand, der komplexe Dinge einfach und verständlich erklären kann? Bitte deine Kolleg:innen, Familie oder Freund:innen um ihre Einschätzung. Externen Input einzuholen ist die beste Methode, um die natürlichen «Blind Spots» in deiner Selbstwahrnehmung aufzudecken.

3. Bereich: Mission

Leitfrage: Was braucht die Welt?

Das ist eine sehr individuelle Frage, auf welche es keine richtigen oder falschen Antworten gibt. Höre auf dein Herz. Welche Themen beschäftigen dich am meisten? Was sind aus deiner Sicht Dinge, die in der Gesellschaft fehlen oder von denen es mehr bräuchte?

Manche Menschen setzen sich für die Umwelt ein, andere für das Wohl von Tieren. Wiederum andere engagieren sich für Kinder in Armut oder singen in einem Chor, weil sie glauben, dass Musik Menschen näher zusammenbringt.

Hier sind weitere Fragen, die du dir stellen kannst:

  • Welche Probleme möchte ich lösen?
  • Wofür oder für wen will ich mich einsetzen?
  • Was möchte ich verändern in der Welt?
  • Was möchte ich hinterlassen?

Denke hierbei auch an die Zukunft. Wie wird sich die Welt verändern und was könnten Dinge sein, die es in 10 Jahren oder in 50 Jahren brauchen wird?

4. Bereich: Wert

Leitfrage: Womit kannst du Geld verdienen?

In diesem letzten Teil geht es darum, ein Einkommen zu erzielen. Geld ist nicht wirklich Teil des ursprünglichen Ikigai-Konzepts, aber es spiegelt die Realität unserer Welt wider. Wir müssen in der Lage sein, den von uns gewählten Lebensstil finanzieren zu können. Dies ist ein nicht zu vernachlässigender Faktor, wenn es um persönliche Erfüllung geht.

Hier geht es darum, darüber nachzudenken, für welche deiner Fähigkeiten und Stärken die Menschen bereit sind, etwas zu bezahlen. Kannst du anderen etwas beibringen? Kannst du etwas kreieren, ein physisches Produkt oder einen Mehrwert? Welche sonstigen Einnahmequellen gibt es noch?

Auch hier lohnt es sich wieder, sich Gedanken über die Zukunft zu machen. Welche neuen Bedürfnisse werden die Menschen entwickeln und was kannst du anbieten, um diese zu befriedigen? Die Beantwortung dieser Frage kann auch interessante Einsichten zu Punkt 2 liefern und dir einen Hinweis darauf geben, welche zusätzlichen Skills es sich anzueignen lohnt.

Analyse

Im Idealfall hast du während der Beantwortung der Fragen bereits neue Erkenntnisse oder mehr Klarheit in bestimmten Bereichen gewonnen. Schau dir deine Antworten nun durch und notiere die zentralen Themen und Punkte in Stichworten innerhalb der jeweiligen Kreise. 

Wo gibt es Überschneidungen von zwei oder sogar drei Kreisen? Vielleicht hat sich für dich sogar etwas herauskristallisiert, was alle vier Kreise miteinander verbindet? Und auch wenn nicht, ist das kein Grund zu verzagen. Das eigene Ikigai zu finden und zu erreichen ist ein fortwährender Prozess, der Geduld und Durchhaltevermögen benötigt. Dazu gehört Selbstreflektion, aber auch aktives Handeln: Ikigai fordert dich dazu auf, deinen eigenen Weg zu finden und zu beschreiten.

Abschliessende Gedanken

Auch wenn sich das Ikigai-Konzept ausgezeichnet auf die Berufswahl und Karriereplanung anwenden lässt, eignet es sich natürlich für alle Situationen, in denen du nach mehr Klarheit und Sinn suchst. Egal ob du in einer Sinnkrise steckst, gerade einen Burnout durchgemacht hast oder dich einfach nur weiterentwickeln möchtest, Ikigai ist ein wunderbares Tool für die Persönlichkeitsentwicklung. In diesem Kontext ist es wichtig, daran zu denken, dass es nicht das Ziel ist, das «einzig Wahre» zu finden, was dich glücklich macht. Sondern darum, viele verschiedene Wege zu entdecken, wie du durch eine Kombination aus Aktivitäten, Ritualen, Hobbys, Beruf(en) und Beziehungen Erfüllung und Befriedigung finden kannst.

Du planst gerade deinen nächsten Karriereschritt, bist dir aber nicht sicher, in welche Richtung es gehen soll? Vereinbare ein unverbindliches Gespräch mit Mindful Career und lasse dich von einem Karrierecoach beraten.

Gastautor: Dominic Junghänel, Mindful Career – Career & Leadership Coaching