Kann man ein Vorstellungsgespräch verschieben?

Hurra! Da hat man sich mühevoll und erfolgreich beworben, bekommt die erhoffte Einladung zum Vorstellungsgespräch – und was passiert: Am Termin geht es Ihnen nicht. Was tun: Einfach absagen? Das Vorstellungsgespräch verschieben? Letzteres ist wohl die bessere Alternative. Aber wie? Eine lapidare Absage vom Typ „Tut mir leid, ich kann an dem Termin nicht“ schadet den eigenen Chancen den Job zu bekommen. Vielleicht hilft Ehrlichkeit in der Hoffnung auf einen wohlwollenden, potenziellen Arbeitgeber?

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Um es auf den Punkt zu bringen: Natürlich darf man Vorstellungstermine verschieben ohne deswegen gleich alle Jobchancen zu verspielen, aber wie immer gibt es dafür gute Gründe und schlechte Gründe.

Gründe, die für eine Terminverschiebung sprechen

Geschäftstermine:
Falls Sie noch in einem bestehenden Beschäftigungsverhältnis sind, ist es sehr wahrscheinlich, dass Sie sich für das Vorstellungsgespräch Urlaub nehmen müssen – diskret natürlich. In dem Fall kann es zu Kollisionen mit bestehenden Geschäftsterminen kommen. Vielleicht müssen Sie noch ein Projekt abschliessen und präsentieren oder haben an dem Tag einen wichtigen Kundentermin. Das hat natürlich Vorrang und das wird auch der neue Arbeitgeber ohne Probleme akzeptieren.

Private Verpflichtungen:
Vielleicht haben Sie zu dem Zeitpunkt einen wichtigen, schon lange geplanten privaten Termin: ein bereits gebuchter Urlaub im Ausland, die Hochzeit eines nahen Verwandten oder besten Freundes, als Schüler oder Student ein wichtiges Examen oder den Abgabetermin einer Arbeit. Auch in dem Fall dürfen Sie auf Verständnis hoffen und einen neuen Termin verabreden.

Kurzfristige Erkrankung:
Eine kurzfristige Erkrankung ist ebenfalls ein guter Grund. Allerdings ist klar, dass Sie dieses Hindernis maximal zwei Tage vor dem Vorstellungsgespräch absagen können. Eine Absage nach dem Motto: „Am Mittwoch in zwei Wochen habe ich leider hohes Fieber“ ist in höchstem Masse unglaubwürdig. Wer sich aber kurzfristig eine Grippe einfängt, sollte das ruhig telefonisch (und sicherheitshalber per Email) und so früh wie möglich dem potenziellen Arbeitgeber mitteilen und um einen neuen Termin bitten.

Gründe, die gegen eine Terminverschiebung sprechen

Paralleles Bewerbungsgespräch:
Ehrlichkeit ist in diesem Fall selten ein guter Grund. Der Hinweis schon einen Termin mit einem anderen Arbeitgeber zu haben, lässt Kandidaten auf den ersten Blick vielleicht begehrter aussehen. Auf den zweiten aber steckt in der Absage ein klarer Affront: Ihr seid nur zweite Wahl. Und so wirklich motiviert für euch zu arbeiten bin ich gar nicht, denn der andere Job ist mir offenkundig wichtiger. Das macht den Bewerber – im Vergleich zum Anschreiben – sofort unattraktiver und meist auch unglaubwürdiger. Ohne Zweifel gibt es Kandidaten, die sich ein solches Pokerspiel leisten können. Die Mehrheit kann dies aber nicht. Selbst wenn sie es irgendwie hinbekämen die Termin umeinander zu legen – viel Stress bedeutet es allemal. Unnötigen dazu. Viel besser ist es, die Einladungen zu priorisieren und dem zweitwichtigen Arbeitgeber einen „guten Grund“ für einen Ausweichtermin zu nennen.

Vorsorgeuntersuchung:
Arzttermine können ein zweischneidiges Schwert sein: Wer plötzlich krank wird oder akute Schmerzen hat, braucht den Arzttermin nicht verschieben. Dies versteht jeder Interviewpartner. Allerdings sind das eben keine geplanten Gründe, sondern überraschende und kurzfristige. Ein geplanter Kontrollbesuch beim Zahnarzt oder ein regulärer Termin beim Hausarzt lässt sich in der Regel immer verschieben, ohne dass Leib und Leben in Gefahr sind. In dem Fall setzt die Bitte um Terminverschiebung beim potenziellen Arbeitgeber subtil ein falsches Signal: So wichtig ist Ihnen der Job anscheinend nicht. Das schmälert dann tatsächlich Ihre Chancen – oder könnte im Jobinterview kritisch hinterfragt werden.

Therapietermin:
Auch ganz gefährlich sind Absagen mit dem Hinweis auf eine regelmässige Therapie. Wer beispielsweise den Vorstellungstermin verschieben möchte, weil er oder sie sich an dem Tag immer mit dem Psychiater trifft oder wegen chronischer Schmerzen in Behandlung ist, erweckt Zweifel an seiner Leistungsfähigkeit oder geistigen Gesundheit. In dem Fall sollten Sie andere, vorteilhaftere Gründe nennen.

Fehlende Begründung:
Der wohl schlechteste Grund von allen ein Bewerbungsgespräch zu verschieben, ist ohne Zweifel, gar keinen Grund zu haben oder zu nennen. „An dem Termin bin ich verhindert“ und „Tut mir leid, da kann ich nicht“ sind keine akzeptierten Gründe. Auch wenig nachvollziehbar ist der alleinige Wunsch, dass man lieber einen anderen, besser passenden Termin hätte. Jobinterviews sind kein Wunschkonzert. Eine lapidare und wenig plausible Entschuldigung drückt aus diesem Grund stets eine geringe Wertschätzung aus – zumal der Arbeitgeber ja schon sein Interesse an Ihnen durch seine Einladung zum Bewerbungsgespräch bekundet hat.

Generell gilt: Wenn man wegen eines geschäftlichen Termins verhindert ist, wirkt dies immer souveräner und besser als eine Verhinderung aus privaten Gründen. Um ein Vorstellungsgespräch dennoch erfolgreich zu verschieben braucht es neben einer überzeugende Absage aber vor allem Fingerspitzengefühl, eine glaubhafte Begründung und legitime Alternativen.

Quelle: karrierebibel.de