Die Stellensuche ist in der Regel kein Zuckerschlecken. Gerade Bewerbende über 50 Jahren erhalten öfter eine Absage als jüngere, obwohl sie eigentlich bestens für die Stelle(n) qualifiziert wären. Das ist frustrierend und raubt Energie. Tatsache ist, dass viele Arbeitgeber Ü50-Kandidat:innen für zu teuer und unflexibel halten. Bevor wir uns den sieben wichtigsten Tipps für einen erfolgreichen Karrierewechsel widmen, verraten wir Ihnen, wie man als Ü50-Stellensuchende:r trotz der vorherrschenden Klischees die Motivation nicht verliert!
Ältere Jobsuchende haben gegenüber jüngeren einen riesigen Vorteil: Erfahrung! Diese beschränkt sich nicht auf fachspezifische Kenntnisse, sondern umfasst ihre gesamte Lebenserfahrung. Davon haben Sie demnach eine ganze Menge mehr als jüngere Bewerber:innen. Seien Sie sich dessen während Ihrer Jobsuche bewusst.
Wer als Ü50 zudem noch offen für Neues ist, dem liegt die Welt zu Füssen. Vielleicht streben Sie sogar genau deswegen einen Karrierewechsel an? Mit der Bereitschaft, neue Anwendungen zu lernen und sich zusätzliche Kenntnisse anzueignen, punkten Sie bei Arbeitgebern. Gerade weil sich das Klischee so hartnäckig hält, über 50 sei man weniger flexibel, sollte in Ihrer Bewerbung klar stehen, dass Sie jederzeit bereit sind, sich weiterzubilden.
Eine Jobsuche kann auch etwas Spannendes sein, eine Suche nach Neuland. Wer immer nur nach denselben Jobs Ausschau hält, obwohl auch andere Möglichkeiten offen stehen würden, schränkt sich selbst zudem radikal ein. Schauen Sie sich auch andere Stelleninserate an als bisher – aus vielleicht noch ungewohnten Tätigkeitsbereichen – und Sie werden völlig neue Möglichkeiten entdecken. Gleiches gilt für Bewerbungsformen. Wie wäre es zum Beispiel, wenn Sie selber den ersten Schritt machen und ein interessierendes Unternehmen anschreiben oder dort anrufen?
7 Tipps für den Karrierewechsel mit 50+
- Warten Sie nicht länger. Ein einmal eingeschlagener Weg muss nicht endgültig sein. Je länger man versucht, seine innere Stimme zu verdrängen, desto stärker wird der eigene Körper belastet. Je früher Sie sich nach einem Jobverlust bewerben, desto grössere Chancen haben sie, gleich wieder etwas Neues zu finden. Zudem schwindet Ihre Motivation zum Stellensuchen, je länger Sie den Beginn der Suche hinauszögern.
- Klarheit schaffen: Bevor Sie die Stellensuche in Angriff nehmen, sollten Sie für sich beantworten, wo Ihre Schmerzgrenzen liegen. Wie viele Stunden pro Woche sind zu viele? Sind Sie bereit, regelmässig auf Geschäftsreisen zu gehen? Welche Pendelzeit ist noch in Ordnung? Können Sie sich auch ein temporäres Arbeitsverhältnis vorstellen oder wünschen Sie sich explizit eine Festanstellung?
Wenn Sie sich darüber im Klaren sind, was Sie wollen, sparen Sie sich und möglichen Arbeitgebern viel Zeit und Energie beim Bewerbungsprozess. Sprechen Sie diese Punkte aber nicht zu früh an, denn das erste Gespräch sollte sich primär um die ausgeschriebene Stelle und um Ihre Fähigkeiten drehen. - Erkennen Sie Ihre Stärken! In Ihrem Lebenslauf können Sie auf verschiedene Tätigkeiten zurückblicken. Vielleicht waren Sie dazwischen auch einmal arbeitslos oder aus einem anderen Grund nicht erwerbstätig. Vergessen Sie nicht, dass Sie während dieser ganzen Zeit wertvolle Erfahrungen gemacht und neue Fähigkeiten entwickelt haben. Erstellen Sie sich doch eine Liste mit den erlangten Fertigkeiten und bestimmen Sie, in welchen Bereichen Sie sich besonders positiv von Ihren Mitbewerber:innen abheben.
- Erstellen Sie einen überzeugenden Lebenslauf. Ein Lebenslauf darf nicht zu einer Auflistung aller beruflichen Stationen und Ausbildungen abgewertet werden. Unternehmen interessieren sich meistens für das, was Sie zuletzt gemacht haben und nur selten für Jahre zurück liegende Tätigkeiten. Es sei denn, diese sind besonders wichtig für die gewünschte Stelle.
Mehr Tipps zum Lebenslauf finden Sie im Ratgeber von 100.000jobs.ch. - Das Netzwerk nutzen: Nach 20 oder 30 Jahren im Berufsleben ist es fast sicher, dass Ihr persönliches Netzwerk an Kontakten weit umfangreicher ist als das vieler anderer Berufstätiger. Da «Vitamin B» bei Arbeitgebern ein wichtiger Faktor für die Vergabe von Jobs ist, führt bei Stellensuchenden ein gutes Netzwerk wesentlich schneller zum Erfolg als das blosse Bewerben auf Stellenanzeigen. Ein Gespräch unter Bekannten kann zu neuen, wertvollen Kontakten oder direkt zu einer Anstellung führen. Allerdings müssen Sie die Initiative ergreifen und den Prozess starten.
- Bewerbungsgespräche gut vorbereiten. Abhängig davon, für welche Stelle Sie eingeladen wurden, kann der Ablauf eines Jobinterviews durchaus unterschiedlich sein. Oft erwähnen die zuständigen Personen aber vorgängig, wie das Interview aussehen wird und wer dieses führen wird. Wenn Ihnen die Namen bekannt sind, bietet es sich an, kurz nachzuforschen, ob sich Gemeinsamkeiten finden lassen. LinkedIn ist ein guter Ort, um damit zu starten. Vielleicht haben Sie gleiche Interessen, können auf ähnliche Abschlüsse zurückblicken etc. Solches ist auf jeden Fall ein gutes Gesprächsthema.
Und natürlich sollten Sie wissen, was laut der Stellenanzeige für den Job gefragt ist und wie das Unternehmen grundsätzlich funktioniert. - Durchhalten! In der Regel dauert es für jemanden über 50 tatsächlich länger, eine passende Stelle zu erhalten, als für jüngere Stellensuchende. Allerdings haben Sie einige Vorteile auf Ihrer Seite. Es muss auch nicht immer ein langer Prozess sein, Sie sollten aber mental darauf vorbereiten sein.
Noch mehr Tipps für eine selbstbewusste, erfolgreiche Jobsuche gibt es hier.
5 Antworten zu «Karrierewechsel mit 50plus? 7 Tipps zum beruflichen Neustart»
Vielen Dank für den informativen Beitrag. Mein Papa spielt schon lange in seinem Gedanken, seine Karriere zu wechsel. Er ist Anfang 50 und denkt, dass Fahrlehrer ein passender Job für ihn wird. Klarheit ist für ihn schon geschafft. Wir müssen ihm nur eine Fahrlehrerschule dafür suchen.
Schön für die Hoffnung , nur mit nahezu 60 Jahren oder darüber sollte endlich reinen Wein eingeschenkt werden und auch verstanden, dass es nahezu auswegslos ist eine Stelle zu finden.
Ich habe nahezu alles versucht, auch in Branchen wie Gesundheit oder Verkehr, wo so gejammert wird, keine Leute zu finden. Ich war bereit Querausbildungen ohne Lohn auf mich zu nehmen und bekam nicht mal die Chance auf ein Gespräch.
Ich werde das Gefühl nicht los, dass es nur darum geht, billige, willige Arbeitskräfte vom Ausland zu bekommen. Beste Grüsse Fritz Müller
Sehr geehrter Herr Müller
Besten Dank für Ihren Kommentar.
Ich stimme Ihnen absolut zu, dass ab einem gewissen Alter das Finden einer neuen Stelle sehr schwer ist. Dennoch ist man einem jüngeren Bewerber nicht automatisch unterlegen. Das gezielte Ausspielen der eigenen Stärken kann sehr zielführend wirken. Essentiell dabei ist es, diese zu kennen und im geeigneten Moment einzubringen. Dabei sollen die 7 Tipps für den Karrierewechsel mit 50+ die Stellensuchenden unterstützen.
Auch wird durch die Einführung der Stellenmeldepflicht ab dem 1. Juli die Position der beim RAV gemeldeten Arbeitslosen gegenüber ausländischen Arbeitskräften gestärkt.
Beste Grüsse
Andreas Oetiker
Das wesentlichste für den Erfolg ist jedoch, dass Sie sich darüber klar sind, was Sie wollen, welches Ihr konkretes Ziel ist, welchen Nutzen Sie einem möglichen Arbeitgeber bringen – kurz: wofür Ihr Herz schlägt!
Sehr geehrter Herr Schmalz
Herzlichen Dank für Ihren Beitrag.
Ich stimme Ihnen 100%-ig zu. Ohne klares Ziel, die eigene Passion und den damit verbundenen Nutzen ist das ganze Unterfangen wenig zielführend.
Beste Grüsse
Andreas Oetiker