Kompetenz – Wenn äussere Werte wichtiger sind

Im Berufsalltag kennt jeder die Situation, in welcher man über eine Sache reden soll, über die man kaum Bescheid weiss. Egal ob man als Führungskraft oder Praktikant arbeitet, man kann sich schlichtweg nicht mit jedem Thema auskennen. Was man allerdings kann: Den Anschein von Kompetenz vermitteln. Neben ein bisschen Improvisationstalent ist vor allem die äussere Erscheinung der Knackpunkt zu einem glaubwürdigen Auftreten.

Ein bekanntes Experiment, welches unter dem Begriff «Dr. Fox» berühmt geworden ist, illustriert das Phänomen. Versuchspersonen kamen in den Genuss eines Vortrages von der angeblichen Mathematik-Koryphäe «Dr. Myron L. Fox». Der Redner war in Wahrheit ein Schauspieler, hatte aber ein sehr kompetentes und vornehmes Auftreten. Er hielt auf überzeugende Weise und mit bestimmter Stimme einen Vortrag, welcher gänzlich unsinnig und voller Widersprüche war. Trotzdem waren die Versuchspersonen nach dem Vortrag und einer anschliessenden Fragerunde von Dr. Fox überzeugt.

Das Dr.-Fox-Phänomen besagt also: Menschen glauben jemandem, der als Experte vorgestellt wird, gut angezogen ist und überzeugend spricht, nahezu alles.

Dieser Effekt kann direkt auf die Arbeitswelt übertragen werden. Besonders wenn jemand in der Hierarchie etwas höher angesiedelt ist, wird diese Person als Experte wahrgenommen. Genau auf dieser Ebene ist es gleichzeitig verstärkt der Fall, dass man nicht über alles, das entschieden werden soll, vollumfänglich Bescheid wissen kann. So ist es sogar eine Kernfähigkeit einer Führungsperson, über Sachen zu beraten und Entscheidungen zu treffen, über die sie nahezu nichts weiss.

Festhalten lässt sich also: Das Auftreten ist das A und O auf dem Weg zur Glaubwürdigkeit. Nicht nur beim Vorstellungsgespräch sollte man sich Gedanken über die Wahl des Outfits machen. Wenn Sie eine überzeugende Präsentation über ein Ihnen fremdes Thema halten sollen, ist nichts verloren. Wenn Sie sich in Schale werfen und kompetent auftreten, ist das tatsächlich Gesagte nur halb so wichtig, da es von der Wirkung Ihres Auftretens in den Schatten gestellt wird.

Quelle: spiegel.de

Autorin: Nora Schenker