Krank und doch am arbeiten – Wo Sie im Home-Office eine Grenze ziehen sollten

Arbeiten, auch wenn man eigentlich ins Bett gehört: In vielen Jobs und Branchen ist das gang und gäbe. Man könnte ja einen schlechten Eindruck beim Vorgesetzten oder der Vorgesetzten hinterlassen oder den Anschein erwecken, dass man nur faul ist. Für dieses Verhalten gibt es sogar einen Fachbegriff: der Präsentismus, welcher das Verhalten beschreibt, trotz Krankheit am Arbeitsplatz zu erscheinen. Die Pandemie und das damit verbundene Home-Office verstärken diesen Erscheinungsdruck sogar noch. Was Sie dagegen tun können und wann Sie unbedingt eine Grenze ziehen sollten, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Mögliche Gründe für den Präsentismus und rechtliche Lage

Der Fachbegriff des Präsentismus, eine Verhaltensweise aus der Arbeitswissenschaft, ist schnell erklärt: Arbeitnehmende, welche trotz offensichtlicher Krankheit den Druck verspüren, am Arbeitsplatz erscheinen zu müssen. Die rechtliche Lage ist eigentlich mehr als deutlich: krank ist krank und die auf dem Arztzeugnis festgehaltenen Ruhetage sind einzuhalten. Trotzdem verspüren viele Arbeitnehmende den Druck, trotzdem zu arbeiten. Die Gründe hierfür können sehr unterschiedlich sein. Natürlich will kein Arbeitnehmender zu oft am Arbeitsplatz fehlen, da dies einen schlechten oder faulen Eindruck erwecken könnte. Sicherlich spielt auch die Angst um den eigenen Arbeitsplatz eine wichtige Rolle, also dass man aufgrund der Fehlzeiten seinen Job verlieren könnte. Ein weiterer möglicher Erklärungsansatz ist auch der herrschende Gruppendruck: Wenn der Arbeitskollege oder die Arbeitskollegin letzte Woche angeschlagen gearbeitet hat, traut sich der Nächste möglicherweise nicht, am Arbeitsplatz zu fehlen, da man sonst ja schlechter dasteht. Ein letzter möglicher Grund ist womöglich auch das schlechte Gewissen gegenüber den Kolleginnen und Kollegen, da diese aufgrund der Abwesenheiten einspringen müssen und zusätzliche Arbeit entsteht.

Klare Grenzen ziehen

Die Entscheidung, ob Sie sich trotz Unwohlsein oder Krankheit fit genug fühlen, um zu arbeiten, ist sehr individuell und auch stark von Person zu Person unterschiedlich. Einige Mitarbeitende fühlen sich schon bei einer gewöhnlichen Erkältung sehr unwohl und sind mit 40 Grad Fieber ans Bett gefesselt, während andere sich bei einer Lungenentzündung noch wohl genug fühlen, um zu arbeiten. Am Ende des Tages entscheiden nur Sie und Ihr Arzt, sofern eine Behandlung nötig ist, ob Sie arbeiten können. Natürlich sind auch die Arbeitgeber verpflichtet, für ein Arbeitsklima zu sorgen, in dem sich jeder Mitarbeitende angstfrei krankmelden kann. Dazu gehört es auch, keinen Druck auf die Mitarbeitenden auszuüben. Selbst wenn es nur die Frage «Ein paar Dinge können Sie aber schon erledigen, oder?» ist, wird dem Arbeitnehmenden indirekt das Gefühl gegeben, dass er eigentlich ja schon arbeiten könnte. Solchen Druck auszuüben, ist erstens rechtlich gar nicht erlaubt und zweitens langfristig auch sehr ungesund und kontraproduktiv für den Arbeitnehmenden. Zahlreiche Studien belegen, dass regelmässiges krankes Arbeiten, längerfristig zu mehr Ausfällen führt. Kurz gesagt: Krank arbeiten macht krank. Und davon profitieren schlussendlich weder Arbeitgeber und noch der Arbeitnehmende.

Sie möchten gerne mehr über die wichtigsten Punkte des Arbeitsrechts erfahren? In diesem Beitrag finden Sie ein hilfreiches Q&A über Arbeitsabwesenheiten.

Nun hoffe ich, Sie konnten den einen oder anderen hilfreichen Tipp mitnehmen. Falls Sie noch auf Jobsuche sind, lohnt es sich auch immer bei Jobagent oder 100000jobs.ch vorbeizuschauen, wo alle freien Stellen der Schweiz zu finden sind. Am besten richten Sie sich gleich noch ein kostenloses Job-Abo ein, um keine neuen Stellenangebote mehr zu verpassen.

Quelle: beobachter.ch, handelszeitung.ch