Rollenklischees, kein Phänomen des 21. Jahrhunderts, sondern eher bereits seit 21. Jahrhunderten ein leidiges Thema in der Berufswelt genauso wie im Privaten. Nur dreht sich heute die Frage nicht mehr darum, wer das Mammut erlegt und nach Hause trägt, sondern darum, warum nur wenige Frauen in Autogaragen anzutreffen sind und fast keine Männer als Geburtshelfer praktizieren. Wer hat sich eigentlich hingesetzt und vorgeschrieben, das ist ein Frauenberuf und das ist ein Männerberuf?
Jeder nach seinen Fähigkeiten?
Mit dem technischen Fortschritt kamen nicht nur ganz neue Möglichkeiten, sondern die Industrialisierung forderte auch ganz neue körperliche Herausforderungen. Viele Frauen kümmerten sich derweil um den Haushalt und die Kinder, während die Männer mit ihrer Arbeit in den Fabriken das Geld nach Hause brachten. Mit den Weltkriegen kam die Wende. Viele Männer fielen dem Krieg zum Opfer, Familien zerbrachen und plötzlich lag die ganze Last und finanzielle Verantwortung auf den Schultern der Frauen. Die Frauen fanden nicht nur Arbeit in den Fabriken ihrer Männer sondern auch in Tätigkeitsbereichen, die ihren bisherigen Aufgaben ähnelten. Sie kümmerten sich um die Vielzahl der Verletzten und wurden Arzthelferinnen, sie sorgten sich um die Neugeborenen und Alten und wurden Hebammen und Altenpflegerinnen. Haushaltshilfe, Kindererziehung, Modebranche, Körperpflege und Gesundheitswesen – die sogenannten Frauenberufe wurden geboren. Und heute?
Heute und Jetzt
Bereits im Kindergarten wird den Kleinsten rauf, runter, vorwärts und rückwärts gepredigt: Selbst ist die Frau und selbst ist der Mann, seid und werdet zu was immer ihr wollt. Im gleichen Atemzug fallen skeptische Blicke, wenn der Garagist dann eine Garagistin ist, im Kindergarten Herr XY die Kinderbetreuung übernimmt und auf der Krankenstation nicht die Hebamme sondern der Geburtshelfer der Familie beiseite steht.
Angst, fehlendes Vertrauen oder regieren und dominieren 2019 immer noch die Vorurteile, dass es nur Frauen- und Männerberufe gibt die Berufswahl? Angst ist ein schlechter Ratgeber, fehlendes Vertrauen ein grosser Risikofaktor und es hat sich niemand hingesetzt und vorgeschrieben, was ein Frauenberuf und was ein Männerberuf ist. Es gibt sie nicht, diese typischen nach Geschlecht vordefinierten Berufe. Frauen, die sich für eine männerdominierte Branche interessieren – und natürlich umgekehrt – , brennen voll und ganz für ihren Beruf und stehen so was von selbstbewusst hinter ihrer Berufswahl (meist sogar einen Funken intensiver als ihre Klischeeführer).
Der Geldfaktor
Leider ist es eine unangenehme Tatsache, dass viele sogenannte Frauenberufe immer noch schlecht bezahlt sind und Frauen in der sogenannten Männerbranche schlechter bezahlt werden. Männer in Frauen dominierten Branche fangen dennoch meist mit einem höheren Einstiegsgehalt an als ihre Kolleginnen, kämpfen jedoch meist mit mehr und insbesondere sich hartnäckiger anhaltenden Vorurteilen. Männer dominierte Berufe bieten dazu mehr Aufstiegsmöglichkeiten als umgekehrt, was wiederum mehr Anreizpotential bietet.
Was tun?
Die grosse Revolution wird wohl erst kommen, wenn das Image von sogenannten Männer- als auch Frauenberufen sich ändern, sowie die Entlöhnung sich verbessert, respektive anpassen wird. Lassen Sie sich nicht von Vorurteilen bremsen, sondern schauen Sie sich noch jetzt aktiv in diesem Berufsfeld um, dass nicht von Ihnen erwartet wird, sondern das sie erfüllt. 2019 kann jeder das sein, was er oder sie möchte und sollte seine Fähigkeiten, Stärken, Interesse dort voll und ganz entfalten können, wo und wie sie oder er auch kann.