Am 4. Juli 2017 wurde die Vaterschaftsurlaubs-Initiative vom Verein Vaterschaftsurlaub jetzt! mit der erforderlichen Anzahl Unterschriften beim Bund eingereicht. Drei Monate später dann die Antwort vom Bundesrat: Die Initiative wird zur Ablehnung empfohlen, auf die Ausarbeitung eines Gegenvorschlags wird verzichtet. Doch was bedeutet eigentlich die Einführung eines Vaterschaftsurlaubs und was sollten Sie bei der kommenden Abstimmung bedenken?
4 Wochen bezahlten Urlaub für werdende Väter
Das Ziel der initiierenden Personen und Verbände ist klar: Durch die gesetzliche Verankerung von mindestens vier Wochen Urlaub für den Vater nach der Geburt des Sprösslings kann die Mutter entlastet werden. Darüber hinaus sollen die zusätzlichen Urlaubstage dem Vater ermöglichen, einfacher eine Bindung zum Neugeborenen aufzubauen und so die Familienbande zu stärken.
Dabei will die Initiative nach dem Vorbild des Mutterschaftsurlaubs einen bezahlten Vaterschaftsurlaub einführen. Dieser soll eine Dauer von mindestens 4 Wochen betragen (gegenwärtig erhält der Vater lediglich einen freien Tag). Dieser kann flexibel innerhalb eines Jahres nach der Geburt des Kindes bezogen werden. Dabei bleibt der gesetzliche Mutterschaftsurlaub von 14 Wochen unangetastet. Finanziert werden soll der Vaterschaftsurlaub, genau wie das Pendant der Mutter, durch die Erwerbsersatzordnung. Die zusätzlichen jährlichen Kosten werden dabei auf 380 Millionen geschätzt.
Aufgreifen aktueller Gesellschaftstrends
Sollte die Initiative vom Stimmvolk angenommen werden, würde sich die Schweiz dem Rest Europas annähern. Gegenwärtig hat ein Vater in Europa nirgends so wenig gesetzlich verankerte Freitage mit dem frischgeborenen Nachwuchs zur Verfügung wie in der Schweiz. Eine Annahme der Initiative greift darüber hinaus aktuelle gesellschaftliche Strömungen und Trends auf.
Durch den Vaterschaftsurlaub soll der väterliche Elternteil stärker in die frühste Erziehung des Nachwuchses eingebracht werden – eine Rolle, welche traditionellerweise eher von der Mutter verkörpert wird. Zudem würde der Vater so stärker zur Bezugsperson des Neugeborenen werden. Somit können mit dem Vaterschaftsurlaub die traditionellen Rollenbilder zumindest teilweise aufgebrochen werden.
Darüber hinaus wird die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau gefördert:
- Höhere Gleichberechtigung für die Männer: Väter können die ersten Tage Ihres Nachwuchses, was ein prägender Moment in deren Leben ist, wie die Mütter ohne zusätzlichen Ferienbezug erleben.
- Höhere Gleichberechtigung für die Frauen: Die Arbeit, welche ein Neugeborenes macht, kann gleichmässig auf beide Elternteile verteilt werden. Zudem wirken sich die 14 Wochen Mutterschaftsurlaub weniger nachteilig auf dem Arbeitsmarkt aus, da der Vaterschaftsurlaub das Unternehmen auch zusätzliche Ressourcen kostet.
Ist der Papa nun mehr zu Hause?
Schlussendlich stellt sich aber die entscheidende Frage: Wollen die Männer wirklich einen Vaterschaftsurlaub und würden sie ihn nutzen? Gemäss einer Umfrage (LINK- Institut, 2015) befürwortet eine überwältigende Mehrheit von 81% aller Befragten die Einführung der zusätzlichen Ferientage. Ein Blick auf aktuelle Zahlen deuten allerdings auf das Gegenteil hin. In Ländern, wo der Vaterschaftsurlaub eingeführt wurde, verzichten Männer freiwillig auf die ihnen zustehenden Tage. Spitzenreiter sind Polen und Australien, wo gerade mal 2% der frisch gebackenen Väter die Urlaubstage einlösten. Auch belegen Studien, dass Männer mit Kleinkindern tendenziell mehr Zeit auf der Arbeit verbringen als vor dem Familienzuwachs. Ein Indiz dafür, dass Männer eigentlich gar nicht so unglücklich mit der aktuellen Regelung sind?
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