RAV – 5 Dinge, die Sie wissen sollten

Arbeitslosigkeit. Dieser Begriff löst bei vielen Menschen unangenehme Gefühle aus. Ein Schreckgespenst ist die Erwerbslosigkeit indessen keines. Nicht nur, dass sie absolut jeden Menschen treffen kann und längst kein Stigma mehr ist. Sondern sie ist auch eine Chance zur Suche nach neuen spannenden Arbeitsmöglichkeiten. Mit dabei ist eine wertvolle Helferin: die regionale Arbeitsvermittlung, besser bekannt als das RAV. Doch was macht das RAV, wie hilft es einem und wer hat überhaupt Anspruch auf seine Leistungen? Lesen Sie es hier.

1. Was ist das RAV?

Das Regionale Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) ist ein professionelles Dienstleistungszentrum, dessen Trägerschaft jeweils der Kanton ist, in dem es sich befindet. In den meisten Kantonen heisst die zuständige Stelle Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA). Aufgaben des RAV sind das Erfassen von Stellensuchenden und offenen Stellen einerseits, die Vermittlungstätigkeit und Beratung von Jobsuchenden andererseits. Indessen ist es nicht das RAV, welches stellensuchenden Personen Arbeitslosengeld ausbezahlt. Hierfür zuständig sind die Arbeitslosenkassen. Wer sich beim RAV anmeldet und Anspruch auf Arbeitslosengeld hat, kann eine dieser Kassen auswählen.

2. Habe ich Anspruch auf Arbeitslosengeld?

Laut den offiziellen Informationen der Schweizer Behörden hat jede Person Anspruch, die folgende Kriterien erfüllt:

  • Die Person ist ganz oder teilweise arbeitslos geworden.
  • Sie war in den letzten zwei Jahren während mindestens zwölf Monaten angestellt (wobei es Ausnahmen gibt).
  • Ihr Hauptwohnsitz ist in der Schweiz.
  • Die Person ist nicht mehr im Alter der obligatorischen Schulzeit (15 Jahre), hat das AHV-Alter noch nicht erreicht (65 Jahre) und bezieht keine AHV-Altersrente.

Laut dem Arbeitslosenversicherungsgesetz (AVIG) kann eine versicherte Person bis zu zwei Jahre lang Geld von der Arbeitslosenkasse beziehen. Das ist die sogenannte Rahmenfrist; diese beginnt am ersten Tag der Erwerbslosigkeit. Wie viele Taggelder eine Person zugute hat, ist allerdings nicht fix. Das hängt von Faktoren wie dem Alter der versicherten Person oder der Länge der Erwerbstätigkeit vor der Arbeitslosigkeit ab. Erkundigen Sie sich bei Ihrer Arbeitslosenkasse, auf wie viele Taggelder Sie Anspruch haben.

3. Wie verhindere ich Kürzungen des Arbeitslosengeldes?

Die sogenannten Einstelltage sind eine beliebte Sanktion der RAVs für Klient:innen, die sich nicht an die Regeln halten. Informieren Sie sich daher schon vor der Anmeldung beim RAV über die Pflichten der versicherten Personen. Beispielsweise brauchen Sie genügend Arbeitsbemühungen pro Monat zu tätigen und nachzuweisen – wie viele genau, wird Gesprächsgegenstand bei Ihrem ersten RAV-Beratungstermin sein. Unentschuldigtes Fernbleiben bei Gesprächsterminen wird ebenso sanktioniert wie das Nicht-Annehmen einer zumutbaren neuen Arbeitsstelle. Welche Regelverstösse die häufigsten sind und welche Konsequenzen sie nach sich ziehen, erfahren Sie in diesem Beobachter-Artikel.

4. Wie hilft mir das RAV?

Ein wichtiges Tool für die Stellensuche, aber auch für die Kommunikation mit RAV und Arbeitslosenkasse, ist der Job-Room. Zum einen ist er ein Stellenportal mit Jobangeboten aus allen Berufsrichtungen. Unternehmen bestimmter Branchen sind dazu verpflichtet, ihre Stellen zuerst über den Job-Room auszuschreiben. Erst einige Tage später dürfen sie die Ausschreibungen auch anderswo veröffentlichen. Zum anderen können Sie über den Job-Room Ihre Nachweise von Arbeitsbemühungen sowie die monatliche Kurzdokumentation «Angaben zur versicherten Person» für die Arbeitslosenkasse ausfüllen und senden.

Je nachdem, was für Ihre Situation sinnvoll ist, gibt es noch einige weitere Angebote vom RAV, von denen Sie profitieren könnten. Darunter sind:

  • Arbeitsmarktliche Massnahmen: Das RAV kann verschiedene Kurse und Weiterbildungen (mit-)finanzieren, die Stellensuchenden helfen, fehlende Skills für Jobs in ihrem angestammten Bereich zu erwerben. Zudem gibt es die Möglichkeit, Berufspraktika zu absolvieren – was auch im Fall einer angestrebten beruflichen Neuorientierung Sinn macht.
  • Zieht man eine Neuorientierung in Betracht, gibt es auch die Möglichkeit, Kurse zum Aufbau einer selbständigen Erwerbstätigkeit zu besuchen.
  • Bei einer Anstellung kann die Arbeitslosenkasse in der Einarbeitungszeit unter bestimmten Umständen sogenannte Einarbeitungszuschüsse ausbezahlen.
  • Last but not least gibt es RAVs, welche Ihren Klientinnen und Klienten gratis den Zugang zur Premium-Funktion der Stellenplattform jobagent.ch ermöglichen. Hierfür stellen sie Gutscheincodes für den Jobagent-Premium-Zugang aus. Das machen aber nicht alle RAVs.

Erkundigen Sie sich bei Ihrer RAV-Beratungsperson, welche Angebote Sie wahrnehmen können und welche vom RAV finanziert werden. Besprechen Sie mit der Beratungsperson, welche davon für Sie geeignet sind. Es lohnt sich.

5. Wie kann ich meine Zeit beim RAV optimal nutzen?

Das Wichtigste zuerst: Bleiben Sie aktiv! Suchen Sie nach Jobs und holen Sie sich die Hilfe, die Sie brauchen, um Ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Hier ein paar weitere Tipps:

  • Schauen Sie sich um, welche Arbeitsmarktlichen Massnahmen für Sie interessant sind, bevor das RAV Sie seinerseits zu einer Massnahme verpflichtet. Wollen Sie Angebote der Berufsberatung in Anspruch nehmen? Haben Sie eine Weiterbildung gesehen, die etwas für Sie sein könnte und die das RAV vielleicht mitfinanziert? Oder gibt es vielleicht eine spannende Praktikumsstelle, die Ihre Skills in Ihrem Beruf updaten würde?
  • Aktualisieren Sie Ihre Arbeitsunterlagen. Hierzu gibt es übrigens Kurse und Coachings, welche RAV-Kundinnen und -kunden gratis besuchen können. Fragen Sie bei Ihrem RAV nach, welche es gibt. Vielleicht wäre zum Beispiel das Angebot vom Verein Fokus Arbeit Umfeld eine Option? Übrigens kann Ihnen oft auch Ihre RAV-Beratungsperson einige Tipps geben, wie Sie Ihr Bewerbungsdossier den aktuellen Anforderungen entsprechend gestalten können.
  • Investieren Sie Zeit in Ihre Arbeitsbemühungen. Besprechen Sie mit Ihrer RAV-Beraterin oder Ihrem RAV-Berater, wie viele Bewerbungen pro Monat Sinn machen. Zu viele Bewerbungen würden dazu führen, dass Sie «Pseudo-Bewerbungen» rausschicken müssen. Schöpfen Sie alle Möglichkeiten aus, welche Sie haben, um sich um Arbeit zu bemühen. Bewerben Sie sich auf spannende Jobs. Schreiben Sie Initiativbewerbungen an Unternehmen, in denen Sie gerne arbeiten möchten – vielleicht sogar mit dem Angebot, einen Tag gratis zum Probearbeiten zu kommen. Und streuen Sie unbedingt in Ihrem sozialen Netzwerk die Information, dass Sie eine neue berufliche Herausforderung suchen.
  • Lassen Sie sich nicht entmutigen, auch wenn Sie einige Absagen auf Ihre Bewerbungen bekommen. Erfragen Sie allenfalls die Gründe für eine Absage und lernen Sie daraus. Sollte Ihr berufliches Selbstbewusstsein unter der Situation leiden, beanspruchen Sie ein Coaching, das Ihnen hilft. In ausgewählten Kantonen gibt es zum Beispiel Angebote der New Placement Academy. Ihre RAV-Beratungsperson weiss, welche Coachings existieren und kann mit Ihnen schauen, welche etwas für Sie sein könnten.

Wenn Sie Ihre Zeit beim RAV so nutzen, ist Ihre Chance äusserst hoch, dass Sie schon bald eine tolle, passende Stelle finden. Vielleicht sogar Ihren absoluten Traumjob.